Bergfeld Hof
So geht Leidenschaft
Kaspar Ramseier, 32-jährig, gelernter Detailhandelsfachmann und Logistiker auf dem Sprung in seine dritte Berufslehre zum Bio-Landwirt. Eloquenter Gesprächspartner und aufmerksamer Zuhörer, leidenschaftlicher Berufsmann und wichtiger Teil des Unternehmens Bergfeld Hof in Hinterkappelen, welches er zusammen mit seinen Eltern Bettina und Ueli nach den Prinzipien der Permakultur vorwärts treibt. Er sagt Sätze wie «Permakultur ist nicht wie eine Produktionsart, also Standard wie Bio Suisse, Permakultur besteht aus verschiedenen Elementen, beispielsweise das Nutzen von verschiedenen Sukzessionsstufen, will heissen, eine Bodenschicht, eine Strauchschicht und eine Baumschicht». Oder «Wichtig ist, viel Diversität zu schaffen. Also kein 20-Hektar Weizenfeld sondern ein halber Hektar nicht nur mit einer Kultur, sondern mit deren dreissig».
Bern Unverpackt bezieht vom Bergfeld Hof die knackigen Haselnüsse, welche unweit des Hofs – einem ehemaligen Dreifamilienhaus an der Bergfeldstrasse in Hinterkappelen – in einer beachtlichen Plantage mit über 230 Bäumen in rund zwölf Jahren nach und nach zum Vollertrag (8 Kg pro Baum) heranreifen. Dieses Ziel sollte im kommenden Jahr erreicht werden, womit der Ertrag von 500 kg (2023) voraussichtlich auf gegen zwei Tonnen ansteigen wird. Ab September bis Ende Oktober reifen die Nüsse, fallen ohne Dritteinwirkung in die von Baum zu Baum gespannten Netze und werden nachher mit einer Art Gross-Staubsauger eingesammelt. Die Haselnüsse als auch alle andern Produkte sind sowohl im Hofladen und im Webshop erhältlich.
Wer vom Bergfeld Hof spricht, kommt nicht um das Thema Seidenraupen herum. Zusammen mit anderen Bäuerinnen und Bauern hat Vater Ueli als gelernter Textilingenieur eine alte Schweizer Tradition zu neuem Leben erweckt. Seit 2009 werden im Bergfeld Hof als erstem Betrieb in der Schweiz Seidenraupen in zwei Aufzuchten zu je vier Wochen pro Jahr aufgezogen. In diesen vier Wochen wächst aus dem Ei, so gross wie ein Mohnsamen, eine fingergrosse Puppe. Pro Aufzucht entstehen ca. 18 000 Seidenraupen. Gefüttert werden sie ausschliesslich von den Blättern des weissen Maulbeerbaumes. Wichtig sind dabei die Fütterungszeiten, welche immer in gleichen Abständen erfolgen müssen. Zur Verarbeitung werden die Cocons der ca.15 Schweizer-Produzenten in eine von Ueli Ramseier gegründete Manufaktur swiss silk nach Bolligen gebracht. Aus acht Cocons gibt es einen Seidenfaden von 800 bis 2 000 Metern Länge.
Aus der eindrücklichen Maulbeerplantage werden nicht nur die Blätter zur Fütterung der Raupen, sondern – wenn die Bäume wie Obstbäume geschnitten werden – ebenso Maulbeeren geerntet.
Im Bergfeld Hof kann Mann und Frau sich zudemauch weiterbilden oder sich an verschiedenen Führungen inspirieren lassen. Mehr Informationen dazu findest du hier.
Wer den Bergfeld Hof einmal besucht hat, geht mit der Gewissheit nach Hause, dass es noch Leidenschaft und Begeisterung für eine tolle Sache gibt.
Text und Bilder: Beat Zaugg