Ein Nachmittag auf dem Gummehof

Es ist ein heisser Septembertag in Thörishaus. Die Sonne lässt die flächenhaften Wiesen in einem hellen Grün erstrahlen und in der Ferne erstreckt sich ein dichter Wald. Auf dem Weg zum Gummehof führt eine Strasse steil bergauf. Unterwegs ruhen sich Kühe im Schatten aus und Hühner laufen frei herum. Oben angekommen hängen zwei Plakate mit dem Namen des Hofes und einem Biosiegel an einer Wand vor dem Haus der Hofführer. Nebenan spielt Tom Wieland mit seinem Sohn Fussball und grüsst mit einem Lächeln. Dahinter sitzen bereits die ersten Besucher an zwei Holztischen und plaudern miteinander. Sie warten noch auf die restlichen Angemeldeten. Als dann alle da sind, ergreift Thomas das Wort: «Willkommen allerseits!» Er erklärt den Ablauf der Führung und stellt sich sowie die beiden anderen Männer neben ihm vor. Thomas Wieland, Daniel Flühmann und Thomas Ramser. Alle drei arbeiten auf dem Gummehof, jedoch sind Thomas Ramser und seine Familie die Betriebsleiter des Hofes. Sie bieten anderen Leuten die Möglichkeit, sich auf dem Gummehof zu entfalten. So kommt es, dass alle drei einen Teil beanspruchen, welchen sie individuell bewirtschaften.

«Ich werde später mehr darüber erzählen», sagt Thomas, «lasst uns jetzt erst mal mit der Führung beginnen.»

Im Einklang mit der Natur

Thomas und Daniel führen die Gruppe durch den Hof und bleiben ab und zu stehen, um einige Prozesse genauer zu erklären. «Das hier ist Toms Mais», sagt Thomas und zeigt auf eine Fläche mit hochgewachsenem Mais, nachdem wir einen kleinen Hügel hochgelaufen sind. «Wir besitzen nur einen kleinen Traktor, mit dem wir diese Fläche bearbeiten. Er ist sogar leichter als euer Auto», erklärt Thomas.  Auf einer Fläche von 6 Ar baut Tom Wieland seinen Mais an, aus dem er später Polenta herstellt. Die Umstände sind bescheiden, aber genügend. Viel mehr braucht es nämlich gar nicht. Denn der Gummehof strebt eine nachhaltige und naturnahe Landwirtschaft an und versucht, alles möglichst minimalistisch zu halten: Obst und Gemüse wird nicht oft gespritzt, grosse Maschinen zur Bearbeitung der Fläche sind nicht vorhanden und der Profit steht an zweiter Stelle. Wichtig ist das Wohlbefinden von Flora und Fauna und die Freude an der Arbeit. Das zeichnet den kleinen Biohof aus.

Thomas stellt den Besuchern den Hof vor.

Den Überschuss nutzen

«So, jetzt ist es Zeit für ein Zvieri», kündi gen die beiden Hofführer an, nachdem der  Rundgang vorbei ist. Die Männer tragen  Blechkuchen, Brot, Käse, Dörrobst, Äpfel,  Birnen und sogar eine Gumme Wasserme lone hinaus. Alles aus eigenem Anbau und  hausgemacht. Während es sich die Besucher schmecken lassen, stellt sich Tom be reit, seine Dörrmaschine vorzustellen. 

In einem Raum neben der Eingangstür des Hauses steht neben einigen Säcken voller Mais und Getreide eine Maschine, die für das Dörren der Früchte verantwortlich ist. «Auf dem Dach des Hauses befinden sich einige Solarpanels. Diese liefern im Sommer viel Energie, sodass damit zusätzlich noch eine Maschine betrieben werden kann», erklärt Tom.

Er habe einmal mitbekommen, wie viel Überschuss an Energie es im Sommer gibt. Seiner Meinung nach könne man diese nutzen, um damit andere Dinge herzustellen oder zu verarbeiten. 

Allgemein herrscht auf dem Biohof das Motto: Alles wird gebraucht, was zur Verfügung steht.

Wer ist der GmüesEsel?

Zurück am Tisch verschwinden die Leckereien der Hersteller langsam, aber sicher. Zeit, die berühmten Dörräpfel zu kosten, bevor sie ganz weg sind. Nach einigen Gesprächen mit den interessierten Hofbesuchern ist Tom endlich da, um auch meine Fragen zu beantworten. Auf einem kleineren Tisch abseits der Gruppe setzt sich der ehemalige Elektroingenieur mit seinem Stück Blechkuchen nieder.

«Welche Philosophie steckt hinter deiner Arbeit?»

«Mir ist es wichtig, dass wir versuchen, so leben zu lernen, dass es für alle Menschen auf der Welt aufgeht.»

Thomas Wieland

Ihm liege eine langfristig nachhaltige Lebensweise am Herzen, indem wir alle anfangen würden, weniger Boden zu brauchen und es dafür zu teilen. Wir haben nämlich nur eine Erde. 

Das sorglose Verhalten mache den BU-Lieferanten wütend und beschäftige ihn auch. Deshalb hat er angefangen, selbst etwas beizutragen, indem er den GmüesEsel gegründet hat.

Der GmüesEsel besteht aus verschiedenen Teilen. Neben dem Maisanbau und anderen Kleinkulturen, der Dörrobstproduktion und dem Verkauf seiner Produkte, setzt sich Tom mit dem GmüesEsel auch im sozialen Bereich ein und hat ein Bildungsangebot für Schulklassen und bietet Tagesstrukturbetreuungen an, um Menschen zu unterstützen, die in unserer Leistungsgesellschaft beruflich nirgends Fuss fassen können.

Bern Unverpackt bezieht vom GmüesEsel Dörräpfel, Hartweizengries, Polenta und Strozzapreti. Das aussergewöhnlichste Produkt macht wohl das Dörrobst aus.

Tom besitzt ein Elektrovelo und einen Anhänger, mit dem er durch die Gegend radelt und nach unbewirtschafteten Obstbäumen Ausschau hält. Das Obst pflückt er und verarbeitet es mit seiner Maschine zu Dörrobst. 

Velo und Anhänger werden auch genutzt, um damit an den Berner Märit zu fahren, wo Tom alle Gummeprodukte an einem Stand verkauft. Seit Beginn der Pandemie ist sein Stand in Thörishaus versetzt. 

Dies passiert hauptsächlich im Sommer. 

Im Winter betreibt der Inhaber des GmüesEsels einen kleinen Fitnessraum in der Länggasse, wo sich Leute kostenlos anmelden und ebenso gratis auf vier Geräten trainieren können. Die Geräte sind an Maschinen angemacht, die während des Trainings ein Produkt zu einem anderen umwandeln. 

Auf dem Velo beispielsweise werden die ganzen Rapssamen zu Rapsöl verarbeitet. Und das alles mit eigener Muskelkraft. 

Elektrovelo und Anhänger reichen Thomas Wieland als Transportmittel aus.

Was den GmüesEsel ausmacht

«Solange wir so ein absurdes Geldsystem haben, ist mir das eigene Geld nicht so wichtig. Für mich wäre eine grundlegende Diskussion zum Geldsystem wichtig.» Tom wolle nicht nur etwas produzieren, sondern auch einen gewissen politischen Einfluss erreichen. Seiner Meinung nach wird dem Geld ein zu hoher Wert verliehen.

«Weshalb arbeitest du mit Bern Unverpackt zusammen?»

«Ich unterstütze lokale Initiativen, bei denen es den Menschen wichtig ist, woher die Produkte kommen, die sie konsumieren.»

Thomas Wieland

Ausserdem gefalle es ihm, seine Produkte unverpackt liefern zu können.

Tom Wieland sagt selbst, er sei nicht perfekt. Jedoch wünsche er sich für eine nachhaltigere Welt, dass Menschen kreativ werden und versuchen, etwas mit ihrem eigenen Leben anzufangen, statt ganz vom Konsum abhängig zu sein.

Einige Leute unterbrechen das Gespräch, weil sie sich bei ihm bedanken wollen. Auch ich muss bald los und verabschiede mich von den Gastgebern. 

Danke Gummehof, es war ein toller Nachmittag!

Weitere Bilder von der Hofführung:

Alle Hofarbeiter von Gumme (ganz links: Thomas Wieland, neben ihm: Daniel, unten rechts: Thomas). Foto: www.gumme.ch